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Vom Spender zum Empfänger
Was genau passiert eigentlich bei einer Organspende? Und welche Organe können überhaupt gespendet werden? Wir geben einen Überblick über den Ablauf einer Organspende.
Grundsätzlich sind die menschlichen Organe überlebenswichtig für ihren Träger. Daher können die meisten Organe erst gespendet werden, wenn der Mensch verstorben ist. Es gibt aber Ausnahmen: Am bekanntesten ist eine Nierenspende, die auch dann erfolgen kann, wenn der Spender noch am Leben ist: Der menschliche Körper kann nämlich auch mit nur einer Niere überleben. Außerdem können Teile anderer Organe lebend gespendet werden.
Neben Organen können, meist postmortal, auch Gewebe wie z. B. Blutgefäße, Herzklappen oder Augenhornhaut gespendet werden. Mehr dazu hier.
Der Verstorbene wird auf Hirntod getestet (→ Kriterien). Liegt dieser vor und hat der Verstorbene vor seinem Tod die Einwilligung zur Organspende gegeben *, dürfen die freigegebenen Organe entnommen werden. Damit die Organe bis zur Entnahme funktionsfähig bleiben, wird die Sauerstoffversorgung des Körpers mit Hilfe einer Herz- Lungen-Maschine aufrecht erhalten.
* Liegt zum Todeszeitpunkt keine ausdrückliche Entscheidung für oder gegen eine Organspende vor, müssen die Angehörigen im Sinne des Verstorbenen entscheiden.
Die Ärzte stellen fest, ob sich die verfügbaren Organe zu einer Transplantation eignen. Hierbei ist es wichtig, dass die Organe voll funktionsfähig sind und keine Schäden oder Krankheiten aufweisen. Außerdem werden Blutgruppe und Gewebemerkmale bestimmt.
Die Informationen über die Spenderorgane werden an die Stiftung Eurotransplant weitergegeben. Diese führt länderübergreifende Wartelisten und koordiniert die Vermittlung von Spenderorganen an bedürftige Empfänger. Wird ein verfügbares Spenderorgan gemeldet, sucht Eurotransplant geeignete Empfänger. Entscheidend für die Auswahl des Empfängers sind die genetische Kompatibilität, die Dringlichkeit einer Transplantation sowie auch die weitestgehende Übereinstimmung von Körpergröße und -gewicht zwischen Spender und Empfänger.
Ist ein geeigneter Empfänger gefunden, werden dem Spender die entsprechenden Organe entnommen. Dieser Eingriff wird mit Sorgfalt und Respekt dem Verstorbenen gegenüber durchgeführt. Nach der Entnahme wird der Leichnam des Verstorbenen wieder verschlossen und verbunden, sodass er würdevoll bestattet werden kann.
Sobald ein Organ vom Blutkreislauf und damit der Sauerstoffversorgung getrennt ist, muss es so schnell wie möglich ans Ziel gelangen. Um Schäden am Organ zu vermeiden, wird es konserviert und gekühlt. Den Transport übernehmen spezialisierte Eilkuriere.
In Deutschland dürfen nur zugelassene Transplantations-Zentren (ca. 50 Stück bundesweit) eine Organtransplantation durchführen. Der Empfänger wird bereits für die Operation vorbereitet, während das Spenderorgan noch auf dem Weg ist, sodass die Transplantation sofort nach Eintreffen des Spenderorgans erfolgen kann.
Zunächst wird – meist in einem Krankenhaus – untersucht, ob das potenzielle Spender- und Empfängerpaar genetisch kompatibel ist. Außerdem muss festgestellt werden, ob Spender und Empfänger gesundheitlich für eine Lebendspende geeignet sind.
Wie vor jeder Operation finden auch vor einer Lebendorganspende Aufklärungsgespräche (hier meist gleichzeitig mit Spender und Empfänger) statt. Darüber hinaus werden psychologische Einzelgespräche mit dem Spender auf der einen und dem Empfänger auf der anderen Seite geführt. Hierüber soll festgestellt werden, ob beide Beteiligte sich der Tragweite dieses Eingriffes bewusst sind. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die Entscheidung für eine Lebendorganspende freiwillig getroffen wurde.
Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Lebendorganspende in einem zugelassenen Transplantations- Zentrum durchgeführt.
Der Operation schließt sich für Spender und Empfänger ein 1–2-wöchiger stationärer Krankenhausaufenthalt an, gefolgt von regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen.
Ein Spenderorgan kann Leben retten. Dabei ist die eigentliche Transplantation aber nur der erste Schritt: Denn auch wenn im Vorfeld eine genetische Kompatibilität sichergestellt wird, stammt das Spenderorgan von einem anderen Menschen und wird vom Körper daher als fremd wahrgenommen. Wie bei anderen körperfremden Zellstrukturen, etwa Krankheitserregern, reagiert das Immunsystem auch auf Spenderorgane mit einem Abwehrmechanismus: Der Körper lehnt das als fremd wahrgenommene Organ ab, was im schlimmsten Fall zum Tod des Patienten führen kann. Damit das nicht passiert, werden nach Organtransplantationen sogenannte „Immunsuppressiva“ verabreicht. Diese hemmen die Immunreaktion des Körpers, sodass das verpflanzte Organ möglichst nicht abgestoßen wird. Immunsuppressiva müssen nach einer Organtransplantation ein Leben lang eingenommen werden. Das hat jedoch auch zur Folge, dass Patienten aufgrund ihres geschwächten Immunsystems anfälliger gegenüber Krankheitserregern werden.
Um den Zustand sowie die Funktionstüchtigkeit des gespendeten Organs zu überprüfen, sind regelmäßige ärztliche Kontrollen unerlässlich. Es kann vorkommen, dass das Spenderorgan innerhalb kurzer Zeit nach der Operation versagt oder trotz Immunsupressiva vom Körper abgestoßen wird. Durch den medizinischen Fortschritt steigen die Chancen einer langfristig erfolgreichen Transplantation aber zunehmend (vor allem bei Nierentransplantationen).